Bericht vom ersten Tagesseminar der Gesellschaft für wissenschaftliche Aufklärung und Menschenrechte (GAM)

 

 

Am 19. November fand in Recklinghausen das erste Tagesseminar der „Gesellschaft für wissenschaftliche Aufklärung und Menschenrechte“ (GAM) zu folgendem Thema statt:

"Kritische Analyse des Islam zwischen Islamapologetik und fremdenfeindlicher Propaganda. Was ist wissenschaftlich korrekt? Was ist politisch korrekt?"
Als Kooperationspartner hatte vor Ort die Wählerinitiative Recklinghausen (WIR) für eine professionelle Vorbereitung der Veranstaltung gesorgt. Besten Dank an dieser Stelle auch an Claus Christian Plaass, der eigens aus Kiel angereist war, um die Tagung aufzuzeichnen.

 

Unter dem Titel „Den Islam begreifen: Inhalte, Methodik und Resultate einer kritisch-wissenschaftlichen Islamanalyse“ stellte Hartmut Krauss (Osnabrück) im einleitenden Hauptreferat sein gesellschafts- und subjektwissenschaftliches Analysekonzept vor.
Ausgangspunkt seiner präzise und übersichtlich dargebotenen Ausführungen war die Herausarbeitung der grundlegenden Fehlbestimmung des Islam als „reine Religion“ in Verbindung mit dem öffentlich vorherrschenden naiv-unkritischen Religionsbegriff. Danach sei Religion im Grunde nichts weiter als „Glaube an einen Gott + Gottesdienst“. Tatsächlich aber träte monotheistische ‚Religion’ niemals nur als reiner Gottesglaube gepaart mit spiritueller und ritueller Praxis auf. Vielmehr werde aus der unbewiesenen und unbeweisbaren Behauptung der Existenz Gottes ein absolut gültiger Vorschriftenkatalog sowie eine sich darauf gründende allgemeinverbindliche Ordnungslehre abgeleitet und mit einer Furcht einflößenden Jenseitslehre kombiniert. Damit erweise sich der religiöse Gottesglaube immer auch als Erzeugungs- und Stabilisierungsinstanz zwischenmenschlicher Herrschaftsverhältnisse. Insbesondere für den Islam, der bislang noch durch keine interne Aufklärungs- und Säkularisierungsbewegung „gebrochen“ worden ist, sei kennzeichnend, dass er nicht einfach nur als ein privates Glaubenssystem fungiere, sondern als eine umfassende Weltanschauung, politische Herrschaftsideologie und Alltagsethik.
Im Näheren kennzeichnete der Referent das islamische Weltanschauungssystem als die ‚Programmiersprache’ bzw. ‚Grammatik’ einer kulturspezifischen Herrschaftsordnung und verwarf in diesem Kontext die wissenschaftlich unhaltbare, weil zusammenhangsblinde Entgegensetzung von ‚Religion’, ‚Kultur’ und ‚Tradition’.
Im Einzelnen skizzierte Krauss acht herrschaftsbegründende Grundinhalte des islamischen Weltanschauungssystems, erläuterte knapp das Djihad-Konzept und umriss sechs Formen des Djihad. Abschließend wurde der Vermittlungszusammenhang zwischen dem objektiven Bedeutungssystem Islam einerseits und der subjektiven Bewusstseins- und Handlungsebene anhand einer analytischen Skizze aufgezeigt. „Der primäre Block, auf den sich kritisch-wissenschaftliche Islamanalyse bezieht, ist demnach der orthodoxe und radikal aktualisierte („islamistische“) Islam einschließlich seiner streng gläubigen Akteure.“ Es sei davon auszugehen, dass deren Zahl beträchtlich sei, so dass der Hinweis auf die Existenz „moderater“ Muslime zwar beachtet werden müsse, aber die Kritik weder außer Kraft setzen noch abschwächen könne.

Gabi Schmid (Mönchengladbach) setzte sich in ihrem erhellenden Beitrag mit der staatlichen Gewährleistung und Förderung islamischer Herrschaftskultur am Beispiel der nordrhein-westfälischen Schulpolitik auseinander. Zu konstatieren sei hier nicht nur die gesetzlich abgesicherte Islamisierung der Lerninhalte, wie sie in besonders massiver Form in Gestalt der Einführung von islamischem Bekenntnisunterricht und der Vermittlung von „Gottesfurcht“ als Lernziel in Erscheinung tritt. Hinzu käme auch die Ermöglichung der Einflussnahme auf schulische Belange im Sinne orthodox-konservativer Islamverbände und streng gläubiger Eltern. So werde beispielsweise die Funktion des Vertrauenslehrers dadurch ausgehebelt, dass fortan Eltern an Gesprächen von Schülern mit Vertrauenslehrern teilnehmen könnten. Generell würde unter dem harmlos daher kommenden Mantel der „interkulturellen Offenheit“ und zahlreichen weiteren Leerformeln die reaktionäre Einflussnahme seitens der Islamverbände einerseits verharmlost und andererseits entscheidend begünstigt, indem die vage und wohlklingenden Phrasen in offiziellen Texten der orthodox-muslimischen Auslegung „regelrecht“ Tür und Tor öffneten. Dabei seien die vielfach von häuslicher Gewalt, schwarzer Pädagogik oder auch Höllenangst betroffenen Schülerinnen und Schüler mit islamischem Sozialisationshintergrund auf pädagogische Unterstützung und Schutz vor der bedrohlichen Übermacht der Sippe und der Community angewiesen.

Georg Schliehe (Recklinghausen) erläuterte in seinem Statement die Schwierigkeiten einer islamkritischen Kommunalpolitik am Beispiel der ortsansässigen Wählerinitiative. Diese habe über einen längeren Zeitraum beständig versucht, die etablierten Parteien im Stadtrat über die islamspezifischen Integrationsprobleme zu informieren, sei dabei aber immer wieder auf ein Gemisch aus Desinteresse, Abwehr, Ausgrenzung und Diffamierung gestoßen.
Demgegenüber wachse die Einsicht, dass die mit der Zuwanderung verbundenen Integrationsprobleme zu den zentralen kommunalpolitischen Herausforderungen gehören und zukünftig noch zunehmen werden.

 In der engagiert geführten Diskussion wurden eine ganze Reihe von brisanten Themen und Fragen behandelt – von Takiya (das islamische Konzept der Verstellung angesichts der Hegemonie einer „fremden“ Umwelt) über die Strategie der islamischen Besetzung öffentlicher Räume in Frankreich bis zur möglicherweise rechtswidrigen
Weigerung des Osnabrücker Landgerichts, die Urteilsbegründung in einem Prozeß gegen die muslimischen Entführer und Vergewaltiger eines elfjährigen Mädchens zugänglich zu machen. Ein Teilnehmer schilderte seine blutigen Erfahrungen, die er bei friedlichem Protest gegen islamische Veranstaltungen durch organisierte Muslime trotz Anwesenheit von Polizeikräften hatte hinnehmen müssen. Aufgezeigt wurde nicht zuletzt auch die paradoxe Beschaffenheit des islampolitischen Feldes einschließlich seiner Hauptakteure: Auf der einen Seite der herrschende Block der „Freunde des Islam“ einschließlich seiner pseudolinken Fußtruppen. Auf der anderen Seite das Netzwerk rechtskonservativer bis rechtsradikaler „Freibeuter“ des Islamthemas, die der vorherrschenden Islamapologetik immer wieder Munition liefern, um vom eigentlichen Kernsachverhalt abzulenken: Dem Tatbestand nämlich, dass der Islam selbst eine extrem reaktionäre, autoritäre und antiemanzipatorische Formation darstellt. Demgegenüber sind die Vertreter einer fortschrittlich-menschenrechtlichen Islamkritik bislang noch völlig unzureichend vernetzt und belauern sich eher gegenseitig, anstatt eine vernünftige Bündnispolitik und Arbeitsteilung auf solidem Fundament in Angriff zu nehmen.

Insgesamt betrachtet erinnerte das Seminar in Niveau und „Klima“ an die Kritische Islamkonferenz vom Frühjahr 2008 und ließ erahnen, was möglich sein könnte, wenn weitere Schritte zu dem von der GAM vorgeschlagenen fortschrittlich-menschenrechtlichen Netzwerk gegangen werden. Und so war es zu begrüßen, dass am Rande der Tagung bereits neue Veranstaltungsideen zirkulierten

 

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